IFA Kombinat IG
entdecken sie Wartburg und Co und einen Kerzenstecker voll Verkehrspoesie!

Poesie 2011

Dezember
Herr Miler ist gegangen

In meinem Garten gibt es einen kleinen Haufen,
man könnte sagen, dass ich jenen Haufen schätzte.
Ich bin all die Jahre immer rum gelaufen
und sah zu, dass ich ihn keinesfalls verletzte.

Und jedes mal, wenn ich ihn vorsichtig verschonte,
trat der Kleine scheu und blinzelnd in das Lichte,
denn ich wusste, dass ein Maulwurf ihn bewohnte
und er belohnte mich dann mit einer Geschichte.

Wenn man alt wird, wird man langsam Inventar,
so, als ob dich jemand fest ans Leben zurrte.
Seit ich denken kann, bist du ganz einfach da,
doch gestern Abend lösten sich die Gurte.

Ich hab mein Lächeln nur auf Halbmast angehangen,
Krtek weint, denn Zdenek Miler ist gegangen.


November
Freundschaft 2.0
 
Die Freundschaft ist längst formatiert,
sie wartet hinter jedem Klick,
man fragt sie an, sie wird quittiert,
je nach dem, wie schnell man drückt.
 
Alles katalogisiert,
keine Freundschaft wird vergessen
und ein Merksystem notiert
Größe, Alter, Lieblingsessen.
 
Und welches Fest sie auch bestreiten,
wirklich jeder gratuliert.
Der Austausch vieler Herzlichkeiten
wurde automatisiert.

Was bleibt, sind Freunde und zuletzt
die Frage, wie man trotzdem trennt,
wen man davon wirklich schätzt
und nicht bloß kennt.


Oktober

Interflug

 
Das Ticket gelöst, den Koffer zur Hand,
sich drehen und sehen wer bleibt,
ein Ring an der Kette, Wehmut am Band
und hoffen, dass man sich schreibt.
 
Draußen fährt so ein Wagen Gepäck,
während man zügig verlädt.
Der Flugkapitän beendet den Check,
wer jetzt noch kommt, kommt wohl zu spät.
 
Ein Seufzer bestätigt diffuse Gedanken.
Man weiß nicht, was kommt, die Rehling ist kalt.
Man riecht Kerosin, dass kommt vom Betanken.
Ein Hinweis vom Vorfeldsprecher verhallt.
 
Die Iljuschin Tür ist das Tor in die Welt.
Ich hab’ es mir größer vorgestellt...



September

In der Bar

Die Tür geht auf und hinterleuchtet
trat ein Neuer in die Bar.
Ein schnelles Bier und frisch befeuchtet
blieb er zwei Momente da.
 
Dann stand er auf, um zu erfragen,
wer der Barkas-Eigner sei;
“[...] von dem weißen, vor dem Laden,
schöner Wagen, nebenbei.“
 
Der Barbesitzer wollte wissen,
wem er dieses Lob verdankt?
“Sofort weg, der steht beschissen!“
Und wieder grüßt das Ordnungsamt.

August
Mittelspurpiraten

Sie haben sich verschworen
und setzen so ihr Zeichen,
wer rast, hat hier verloren,
sie werden dir nicht weichen. 

Sie rauben keine Schätze,
nur Nerven müssen leiden,
wenn sie stur, wie Krätze,
die Mittelspur bekleiden.

So hängen sie im Neutrum fest,
die liberalen Fahrer.
Sie nerven, wie die Beulenpest,
doch langsam wird es klarer.

Ich weiß, was ich daran nicht mag,
ich kann es fast verstehen,
ich habe das im Bundestag
doch auch schon mal gesehen...

Juli
Sonne in Tropfenform

Die Sonne steht noch im Zenit,
man hat mir nur verschwiegen,
dass es dicke Wolken gibt,
die unter ihr noch fliegen.

Tropfenweise prasselt nun
die Sonne, wie gerufen
passend für die Trockenblumen
und die Waldbrandstufen.

Blöderweise habe ich
den Urlaub gerad begonnen,
die Badehose lohnt sich nicht,
zumindest nicht zum Sonnen.

Lichtschutzfaktor 1 wird reichen,
soll’n die Bäche sich verstärken,
reicht mir eine eurer Seifen,
Sparen bei den Wasserwerken!

Gott sei Dank fehlen mir Steine
für ein schniekes Sportcoupé,
bei Regen stehen sicher keine
Mädels vor dem Eiscafé.

Ach, was soll‘s, so ist das Wetter,
wenn ich frei hab, ist es schlecht
und zur Arbeit wird es netter,
Wetter ist halt ungerecht!

Juni
Klima defekt


Unser Klima ist defekt,
es ist subtropisch heiß,
die Sonne brennt, mein Körper leckt,
es regnet förmlich Schweiß.

Die Atemzüge fallen schwer,
die Augen fallen leicht,
ich konzentriere mich nicht mehr,
halluziniere gleich.

Was kostet nun der Aufenthalt
in einer Klimaklinik?
Wer macht meine Lüftung kalt
und glättet meine Mimik?

Ja, es kostet alles Geld,
für meinen Wagen gerne
und wer löhnt für den Rest der Welt?
Das wissen nur die Sterne...



Mai
Berlin, 1. Mai


Einsatzbesprechung, die Taktik bereden,
Kugelschutzweste und Schlagstock anbei
und Räumpanzer tanken mit neuen Kollegen.
Die Wege zum Zentrum bleiben heut frei!
 
Laute Musik, die schwarzen Klamotten
und Meinungsverstärker, der Stahlkappenschuh!
Im Späti noch schnell ein paar Glasflaschen shoppen,
ein Hoch auf die Freiheit, man jubelt sich zu.
 
Es stinkt nach Parfum und Gentrifizierung,
das iPhone schlummert im Videoformat,
Parolen mit irgendwas und der Regierung
verheißen ein Top-Youtube-Resultat.

Lasst Affen den Zucker, dem Mob seine Steine,
den Bullen die Helme und Medien Report.
Sie wollen doch immer alle das eine;
Den Wanderpokal – genau, wie in jedem anderen Sport...


April
Alfa Romeo

Romeo ist ein Kosmonaut
und schwärmt vom Blick aus weiter Ferne,
wenn er auf die Erde schaut,
aus einem Batzen fremder Sterne.

Ach, schön muss es da oben sein,
ruhig und wirklich abstrahierend,
schwebt man himmelweit allein,
die Heimat anvisierend.

Wie ist das, ohne Schwerkraft schweben,
ohne Druck in den Gelenken?
Bleibt das Herz da oben kleben?
Kann man noch was andres denken?

Seit ich einmal frei im Fall war,
Tandemfallschirmsprung mit Leo
Wünschte ich, dass ich ins All fahr,
Romeo.



März
Stoppschild

Das Schild "Stopp, Vorfahrt beachten"
litt so bitter mit der Zeit,
die Vorfahrtsstraßenschilder lachten,
machten Sprüche, brachten Leid.

Das kleine Stoppschild hasst die Hetze,
will nicht mehr so rötlich sein
und schrieb meterlange Texte
an die Straßenmeistereien.

Schließlich kam ein Mitarbeiter
und er nahm das Schild beim Wort,
demontierte es samt Halter
und transportierte es hinfort.

Und die Vorfahrtsschilder lachten,
wenn auch nur einen Moment,
denn die Straßenmeister brachten
eine Ampel und Zement.

Diese Ampel wird nun reichen,
regelt ganz allein Verkehr.
Lachen hört man Vorfahrtszeichen
seit dem lange schon nicht mehr...


Februar
Am Zeitstrahl betrachtet

Wer früher einen Wartburg fuhr, war ein gemachter Mann
und wer ihn nach der Wende hielt, zog meist Gelächter an.
So wandelt sich im Lauf der Zeit die Sicht auf Gegenstände
und wenn man lange warten kann, nimmt es ein gutes Ende;
„Historisch wertvoll“ heißt die Arche, lange kann es nicht mehr sein,
dann quittiert ein kleines „H“ im Nummernschild den Heil’genschein.

Januar
Neujahr

Zum Jahreswechsel brennt der Baum,
trinken, lachen, blöde Hüte,
Senfpfannkuchen zu verdauen
geht leichter mit der Ausspucktüte.
Chinaböller und Raketen
fliegen wild auf den Balkon,
keiner hat ihn drum gebeten,
das Vordach brennt, er hat gewonnen.
Leute schmieden kühne Pläne,
Neujahr endet dieser Sturz!
Für diese Vorsatzwunschfontäne
ist auch dieses Jahr zu kurz...


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